Die Auswahl eines Whiskys ist ja immer eine besondere Sache. Vor allem, wenn man es noch nie gemacht hat! Ich stehe nun also vor der Frage: "Wie gehst Du vor?" Mir war schnell klar, dass es am Ende darum geht, dass ich einen Whisky auswähle, der mir - ganz persönlich - schmeckt. Nur, wenn es so ein Whisky ist, dann kann ich auch nach außen vertreten, dass dies mein Whisky ist. Soweit man es so formulieren kann, denn an der Herstellung war ich ja selbst gar nicht beteiligt!
Die Frage ist nur, wie sehr lässt man sich auch von anderen Faktoren beeinflussen? Immerhin, und dessen muss man sich klar sein, muss ja auch irgendjemand das Produkt kaufen wollen! Was hilft es mir, einen Whisky auszusuchen, der drei Jahre in Teerfässern gelagert hat, ein Vermögen kostet und sich nicht verkauft - aber dafür mir hervorragend schmeckt. Ein wenig muss hier wohl doch ein Mittelweg gefunden werden.
Die Auswahl des Dram Way 01 war somit von Anfang an kein leichtes Unterfangen. Ungleich schwerer wurde es, als Björn von der Sauerländer Edelbrennerei in meinem Esszimmer saß. Nicht nur ist er ein äußerst charmanter Verkäufer (wir kannten uns schon aus der kurzen gemeinsamen Zeit bei Mackmyra), er hatte auch noch tolle Whiskys dabei! Egal ob Rum, Sherry oder Ex-Islay Cask, alle Fassreferenzen waren auf ihre Weise wirklich gut. Zumal die Basis mit einer einjährigen Reifung in Rotweinfässern, gefolgt von mindestens zwei, eher drei Jahren in Ex-Bourbonfässern von Heaven Hill, schon stark ist. Ich entschied mich schweren Herzens für drei Fassproben anhand der Referenzen: Ex-Islay, Ex-Rum und Ex-Marsala. Und nun hieß es warten bis die Proben aus den tatsächlichen Fässern ankamen. Dauerte zum Glück nicht lange!
Bei den drei Fassproben konnte ich mich sehr schnell auf zwei Kandidaten einigen: Das Rumfinish war hervorragend mit viel Süße und tollen fruchtigen Aromen. Beim Islay Cask (übrigens von einer bekannten Südküsten-Brennerei) ging es ganz klar eher in die Richtung Kräuter-herb-leicht rauchig. Ich konnte nicht anders: Beide Fässer habe ich vorgemerkt.
Nun wurde es extrem kompliziert, denn ein wenig kam nun doch die Vermarktung ins Spiel. Ich wollte ungerne zwei ähnliche Fässer als Startpunkt anbieten. Einfach, weil ich so meine Zielgruppe verkleinere. Es ging also ab diesem Punkt nicht nur darum "das beste Fass" auszusuchen, sondern "das beste Fassduo". Eine Frage, die sich vielleicht nicht mehr stellt, wenn man 10, 12 oder 15 Fässer auf dem Markt hat. Ich musste also auf Mackmyra warten, denn hier waren die Proben noch nicht angekommen.
Als sich aber hier das Moltebeerenfass als klarer Kandidat herausstellte, war auch bei der ersten Abfüllung schnell klar: Das Rumfass ist zu ähnlich! Nicht, dass Moltebeerenfässer und Rumfässer wirklich identische Aromen bieten, aber beide Fasstypen gehen schon deutlich in die fruchtige Richtung. Somit löste sich mein "Problem" bei der ersten Abfüllung auch irgendwie durch die zweite Wahl und es wurde das Ex-Islay Fass. Manchmal können sich Probleme doch so einfach lösen.
Hier also meine Geschmackseindrücke, die mich vom Kauf überzeugt haben:
Aroma:
Der erste Kontakt mit dieser Dram Way-Abfüllung erinnert an reife Ananas. Kräftig strömt der Whisky aus dem Glas. Der leicht tropische Anflug weicht Taninen, Rotwein und der vanilligen Süße von Ex-Bourbon-Fässern. Das Islay-Fass zeigt sich mit einem leichten Eindruck von Rauch und Mullbinde.
Geschmack:
Der Antrunk überrascht mit seiner Milde. Vor allem die Vanille aus dem Heaven-Hill-Fass weckt Jahrmarkt-Erinnerungen. In voller Fassstärke wird der Whisky dann aber deutlich stärker: trockener Rotwein, Eichenfass, ein leichter Rauch. Hier ist erstaunliche Komplexität im Glas! Wer es etwas milder mag, fügt Wasser hinzu. Der Thousand Mountains wird dadurch weicher, runder und eher süß-fruchtig.
Abgang:
Im Abgang zeigen sich warmes Holz, ein Aromenschub aus der Bonbonkocherei und erneut die leichte Brise von Islays Südküste.